\( \def\bold#1{\bf #1} \newcommand{\d}{\mathrm{d}} \)
Da liegt sie nun, entblöst, rein, ideal. Ist das Auffinden DER STRONG so bedeutungsschwanger gewesen, dass das große Endziel nun als erreicht bezeichnet werden kann? Was ist die STRONG? Kann man STRONG auf den Passus der kürzesten Route mit 10000 HM, die den betrachteten Punkt - für mich die Pikardie in Dresden - tangiert, reduzieren? Die STRONG ist nicht nur ein kombinatorisches Problem (multicriteria shortest path problem), sondern auch eine persönliche Sache, eine Geschichte vom Leiden und Scheitern, ausgebrannt sein genauso wie das Empfinden der unvergleichlichen Befriedigung, die STRONG gefinisht zu habe, die STRONG gefunden zu haben.
Der Bergtourenplaner2.0 hält einen Algorithmus zum Auffinden der STRONG bereit, er beruht auf dem Labelalgorithmus zum auffinden Paretooptimaler Wege und erfordert einiges an Arbeitsspeicher (ca. 500 Mb. allein für den Algorithmus). Der Algorithmus ist pseudopolynomial, wenn man die Höhenmeter ganzzahlig wählt. Letzteres ist absolut notwendig, gerantiert eine gute Laufzeit, und verfehlt das wahre Optimum wahrscheinlich nur um einen Bruchteil.
Glücklicherweise ist das Ergebnis äußerst erfreulich, denn große Abschnitt der errechneten STRONG verlaufen auf der letzten per Hand geplanten STRONG, das ist eine große und allenfalls erträumte Überraschhung. Es lohnt sich ein Blick auf die größeren und kleineren Paretooptima, man kann die STRONG natürlich "verschönern", indem man die Strenge Forderung "keine Wege doppelt benutzen", die der Algorithmus benötigt, fallen lässt, ggf. abkürzt und Raum für schöne Streckenabschnitte schafft.
STRONG restricted | Hm | Hm/km | km | destination/gpx | STRONG | Hm | Hm/km | km | destination |
2520 | 29.3 | 86 | open end | 2502 | 31.6 | 79.2 | open end | ||
2535 | 22.8 | 111.2 | Pikardie | 2531 | 24.3 | 104.2 | Pikardie | ||
5017 | 29.6 | 169.5 | open end | 5020 | 29.9 | 167.9 | open end | ||
5037 | 25.3 | 199.1 | Pikardie | 5029 | 26 | 193.4 | Pikardie | ||
10035 | 30.1 | 333.4 | open end | 10022 | 30.5 | 328.6 | open end | ||
10129 | 27.8 | 364.4 | Klinovec | 9980 | 29.6 | 337.2 | Klinovec | ||
10035 | 30.1 | 333.4 | Modre Sedlo | 10070 | 30.9 | 325.9 | Modre Sedlo | ||
10000 | 26.2 | 381.7 | Pikardie | 10003 | 27 | 370.5 | Pikardie |
Die STRONG zieht es nach wie vor in das Böhmische Mittelgebirge, und findet die HOT Spots der Heimat, sie ist noch immer HEIMAT STRONG.
Wiederrum steht man wie jedes Jahr vor einer Aufgabe, die STRONG bauscht sich mächtig auf, die STRONG wird also 30 km kürzer sein, 90 Minuten weniger Dunkelheit. Finishen ... vielleicht machbar.
Wie zu erwarten gab es natürlich Kritik an der so berechneten STRONG, wie schon erwähnt sollte sie insbesondere als Inspiration dienen, um als Planer dann den letzten Feinschliff umzusetzen. Die Feuer der Leidenschaft auf der STRONG ist für die Finisher natürlich nicht durch die Zahl "10000" enzündet, sondern viel mehr durch die bergigen Protagonisten der STRONG: Hirschstange, Chvalov, Novoveska, Malecov, Rychnov, Belska, JAvorsky, Zezice, Mückentürmchen ... nur um die wichtigsten zu nennen. Eine STRONG muss natürlich gegliedert sein, und darf sich nicht mit 50-Hm-Hügeln begnügen. Gesagt, getan, also habe ich im Algorithmus so erweitert, dass er bisher gerouteten Strecken anhand jener kulminierten Höhenmeter gegeneinander abwägt, welche sich aus Abschnitten mit wenigsten 100 Hm am Stück mit max. 10% Bergabpassagen zwischendurch zusammensetzen. Diese Strecken sind als "restricted" in der NAvigationsleiste beschriftet. Außerdem sind noch Routen mit weniger Höhenmetern angegeben.
Zu guter Letzt sei nun noch auf die STRONG verwiesen, die vorraussichtlich gefahren wird, welche die geforderten Höhenmeter mit den schönsten und schwersten Anstiegen der nahen Heimat vereinigt:
Alles in allem ca. 105 km an 37 Bergen mit fast 7.6 % Steigung im Schnitt. Etwa 660 Bergpunkte müssen absolvierte werden.
Am 28.7.2011 habe ich die STRONG gefinisht und nach 12 Jahren Radsport den vorläufigen Höhepunkt meiner Leistungsfähigkeit auf sehr langen Bergrunden erreicht, ein Erlebnisbericht eines perfekten Tages:
Hier nun mein ausführliches Statement. Einen halben Tag danach ist es schon wieder sehr fern, was gestern so alles passiert ist. Ein Tag an der Uni, das kann auch hart sein, 8 Stunden irgendwelche geistige Tätigkeit. STRONG, das sind 19 Stunden auf dem Rad, und ich wundere mich nur, wie schnell die Zeit vergeht.
Donnerstagmorgen bin ich 2:27 erwacht. Ich hatte einen Alptraum. In diesem Traum wollte ich STRONG fahren, hatte mich akribisch vorbereitet und war bereit, das Unwahrscheinliche zu schaffen. In diesem Traum erwache ich und sehe, wie es draußen schon hell ist. Ich schaue auf den Wecker und sehe dort 5.00 Uhr. Ich habe verschlafen zur STRONG, einem der großen Highlights der Saison. Auf meinen Telefon 18 Anrufe, alle gegen 3 Uhr, alles die gleiche Nummer, es ist die Nummer von Andy Schleck. Erst jetzt realisiere ich, was das für eine Katastrophe ist. Ich habe die Chance, mit den Schleckbrüdern die STRONG zu fahren weggeworfen und ein verschimmeltes Stück Käse. Schockier von diesem Gedanken bin ich dann wirklich aufgewacht, es war noch dunkel, und der Wecker zeigt also 2:27, 3 Minuten vor dem Klingeln. Somit habe ich schon mal den ersten Kampf des Tages gewonnen, den gegen den Wecker ;-)
Schnelle einen halben Kuchen mit reichlich Milch hintergewürgt und schon standen wir an der Pikardie zum großen Showdown, dem letzten großen Highlight der Saison. Für mich neben der Elbspitze das andere Highlight. Seit Ende Mai war ich in Topform, zwar mal mehr mal weniger gesund, aber die Grundlage stimmte, das sagt mir auch mein Trainingsindex (Durchschnittspuls/Durchschnittsleistung). An diesem Donnerstag war 100% gesund und dass die Form passte, das hatte ich 5 Tage zuvor mit Robert am Hochwald erfolgreich getestet, auf meinem Oberrohr klebte der Zettel mit den Durchgangszeiten, prognostiziert mit Leistungsanalyse2.0. Angenommen hatte ich eine Leistung von etwa 260 W am Berg, 5% verkehrsbedingter Zeitverzug und kurze Pausen. Ein straffer Plan. Aber da ein derartiger Plan ja schon zur Elbspitze fantastische Blüten getragen hatte, war volles Vertrauen in diesem Zettel da. Mit einem Plan kann man das meiste schaffen. Ich war im Kopf auf finishen eingestellt, und ich wusste, dass der Plan mir helfen würde.
Monate zuvor hatte ich Stunden am Rechner verbracht, um den Labelalgorithmus zu implementieren, um mir die kürzeste Route mit 10000 Hm finden zu lassen. Der erste erfolgreiche Durchlauf des Labelalgorithmus war der erste große Schritt zum finishen der STRONG. Nicht nur, weil wir so wenige unnütze Flachkilometer wie möglich fahren würden, sondern weil ich persönlich schon soviel Zeit in dieses Projekt investiert hatte. Allein die STRONG letztes Jahr, bei 34°C im Schatte in Lbín, der verzweifelte Versuch und das ohnmächtige Scheitern unter extremsten Bedingungen, das hatte ich nicht vergessen. Die STRONG hinter Javorsky abzubrechen, dass sollte mir nicht wieder passieren. Da standen wir also, und Sten würde verschlafen. Die Nummer hatte ich noch nicht eingespeichert ins Handy, sorry, wir hätten dich rausklingeln können, ob so bleibt nur der Gedanke an eine unfassbare Tragödie, der Mann in Gelb, Großanwärter auf das begehrte Finish, verschlafen.
Mit fast 10 Minuten Verzug starten wir also 3:10 an der Pikardie und sind bald am Schmiedeberger Netto. "Links, noch weiter links, kennt ihr den Hessenbach nicht" brülle ich dem Jens voller Unverständnis zu, dabei lernt man das doch schon im Kindergarten, Hessenbach, großen Kino, Einstieg zu einem Abschnitt mit 800 Höhenmetern auf 17 km. Eine Woche zuvor war ich auf genau diesem Abschnitt halb verzweifelt, eine echte Schlüsselpassage, und das halb im Dunkeln. Besonders die Abfahrt auf dem Vorderbärenburger Weg brachte mir besonderes Lob, denn dieser Schreckmoment beim Einbiegen auf diese 10 Meter über übelsten Schmotter während einer rasanten Abfahrt, das rockt, war mir völlig klar ;-)
Die erste Pause war in Teplice, wir hatten schon über 20 Minuten rausgefahren, in Zinnwald hatte die Tanke noch geschlossen, aber ein Stopp war dringend nötig, für das große Morgengeschäft genauso wie für die Getränkeversorgung auf dem Milesovkakringel.
Thomas meinte immer öfter, dass es zu schnell sei, für meinen Geschmack war es schon sehr zügig, war aber auch gerade besonders schön. Die Nebelschwaden wichen langsam aus dem Billinatal heraus, und die Sonne erhob sich mit zunehmender Wärme über die Böhmische Toskana. Doch bevor man in totaler Romantik versinkt kommt glücklicherweise Chvalov, der einzig wirklich empfehlenswerte Radweg unserer Heimat. Für meinen Geschmack war das elende 150-Meter-Schmotterstück diesmal sehr gut zu befahren, allein die erste Linksserpentine war technisch anspruchsvoll, Mike musste vor mir ausklinken, ich hatte noch genügend Konzentration und konnte durchfahren, Chvalov zum fünften, da erschreckt einen nichts mehr. Oben war diesmal langes Warten angesagt, vom Maximalvorsprung von 25 Minuten hatten wir jetzt schon gute 5 Minuten eingebüsst. Die Abfahrt nach Ustí runter war so gut präpariert wie nie.
Thomas gibt auf. Schrecksekunde. Er hat keinen Bock mehr, eine lange Saison im Zeichen den Radsport ist vorüber, der Kopf längst befreit vom elenden Radzwang, es ist gut so. Diesen Zustand werde ich auch bald einnehmen, aber noch nicht heute! Roosveltova ist das nächste, schöne Serpentinen, leider viel Stadtverkehr zum frühen morgen, wir lassen viel Zeit liegen.
Am Penny gibt es Tiramisu. Im Penny kostet das 49 Kc, im Tesco 90 Kc, da ist klar, dass man am Penny Tiramisu ist. Zumal die 500 g, auch wenn man Zweifel hat, gut runterrutschen. Da hatte ich schon auf meiner 400er in den Kaiserwald gemerkt, wie gut so ein Tiramisu eigentlich den Schlund hinabgleitet, und dass es gar nicht so schwer im Magen liegt. Ein Tiramisu und ein Liter Milch, da ist man mit reichlich 2500 kcal auf der STRONG auf der sicheren Seite!
Pünktlich 4 Minuten vor der Marschtabelle ging es weiter. Ich fahre gemütlich den Berg hoch, die anderen drei - Axel, Mike und Robert - bummeln ein wenig, brauchen aber nur eine Minute länger. Das ist OK, wenn sie so durchziehen, fahren wie zusammen wenigstens bis zum Tesco. Weiter geht es nach Malesov. Jetzt ist aber irgendwie die Luft raus. Oben angekommen ist der Zeitvorsprung hinüber. Die anderen sind noch nicht da, als ich Robert sage, dass mir das jetzt zu langsam wird. Wir gehen in die Abfahrt und ich denke dass ich mich dann unten gepflegt von den anderen verabschieden kann. Aber da kommt keiner. Ich bin schon in Velke Brezno, dreh mich nochmal um, immer noch niemand. So leid es mir tut, aber jetzt fahr ich einfach. Je weiter die STRONG fortschreitet, desto wichtiger wird Rhythmus. Natürlich kenne ich die Abfahrten, habe da Vorteile, aber die Zeitverluste exponenzieren sich jetzt, wenn man nicht aufpasst, das habe ich letztes Jahr gemerkt. Ich hoffe, dass die drei noch einen schönen Tag haben werden, und denke, dass man sich bestimmt am Tesco noch mal sieht.
Mittlerweile ist es richtig heiß geworden, Arme und Beine glänzen vor Nässe, ich schwitze sehr. Gut, dass meine Haare kurz vor der STRONG beim Azubi-Friseur im Kaufland noch mal richtig kurz geworden sind. In Nemci liege ich wieder 4 Minuten vor dem Zeitplan. Ich bin zufrieden, fange aber auch langsam an, nachdenklich zu werden. Hier bin ich nun also, es ist der Abschnitt zwischen Ustí und Decin, der bisher immer das große Leiden gebracht hat. Suletice, da gibt es nur noch Pro oder Contra, Untergang oder Euphorie, nichts dazwischen. Ich bin klitschnass geschwitzt, Suletice ist sehr steil, kein Fahrtwind, ich hasse Hitze. Wenn mich etwas platzen lässt, dann Hitze. Ich versuche viel zu trinken, spätestens in Rychnov sind die Flaschen leer, es wird sich zum Auffüllen schon etwas finden.
Mir wird bewusst, dass ich alleine unterwegs bin. Es ist genau die gleiche Situation wie 2008 und 2009. Die Begleiter sind Weg, irgendwo bei Rychnov, und das große einsame Dahinvegetieren kann beginnen. Ja, ich fürchte mich.
Homole läuft noch immer gut, bald bin ich in Rychnov, es läuft immer noch gut, ich müsste jeden Moment platzen, anders ist das nicht möglich. Oder doch, habe ich heute einen guten Tag?
Ich fülle meine Flaschen in der Kneipe in Benesov auf, kurzer Smalltalk mit der Kellnerin, und weiter geht es nach Ovesna. In Rychnov war meine große Hoffnung Bergfex. Er hatte mich am Vorabend angerufen, wir hatten über Rychnov geredet, 12:30 Uhr sollten wir dort sein, ich war 10 Minuten eher dran, er wollte uns entgegen kommen. Aber Sebastian war nicht da. Ich stelle mich also nun tatsächlich ein auf den großen Kampf Mann gegen Berg. In der Abfahrt in Ovesna kommt er dann, mein Edelhelfer und Mann des Tages, Bergfex. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Die verbleibenden 180 km und 4800 Hm werde ich also nicht alleine leiden müssen. Ich bin so froh.
Velka Velen, Belska und rein in die Saska, was für ein Mistberg, zieht sich ewig und unflach hinauf. Bei meiner ersten Begegnung mit Saska habe ich mich völlig entleert, mich im Hungerast bis Rosenthal geschleppt. Saska ist unerbittlich. Ich brauch dringend eine Pause, aber wir erreichen bald den Tesco und haben 15 Minuten gut. Leider kann ich nichts essen, bei jedem Bissen wird mir schlecht. Ich kenne dieses Szenario. Sonst habe ich es gepflegt, mir 1 Liter eiskalte Müllermilch hinterzukippen um am Javorsky gegen den Brechreiz zu kämpfen. Diesmal ist alles anders. Mir ist jetzt schon schlecht. Es sind noch 3700 Hm zu absolvieren. Bergfex erzählt, ich höre ihm gerne zu, es geht nicht im Radsport, das lenkt ab. Abfahrt mit einer Minute Zeitverzug. Bei der Suche nach V Luckach scheitern wir, fahren stattdessen den Weg zum Chmelnik hoch, bis die nötigen Hm zusammen sind und dann scharf nach Javorsky. Während Bergfex in der Traditionskurve einem traditionellen Geschäft frönt versuche ich meinen Rhythmus zu finden. Für meinen Geschmack ist es noch immer heiß. Ich habe jetzt das Trikot komplett geöffnet, so wie Frank Schleck, nackte Brust, das kühlt noch mal viel besser. Vor 5 Jahren habe ich mir bei einer solchen Aktion eine Wahnsinnsbronchitis geholt. Aber jetzt ist STRONG. Krank ist man pausenlos, aber STRONG ist nur einmal im Jahr, also bleibt das Trikot jetzt offen. Ich finde erstaunlich gut meinen Rhythmus, Sebastian ist erst hinter Javorsky wieder ran.
Nächster Berg, und damit die letzte Schlimme Schlüsselpassage nach Oberbärenburg und Homolsky dul: Die Javorsky-Zezice-Chuderovec-Kombi. Vergangenen Herbst noch verheizte mich Bergfex' auf brutale Art und Weise, sodass ich schmerzverzehrt in Zezice im Gras lag und ein Autofahrer fragte, ob alles OK sei. Diesmal jedoch lief der Motor, überhaupt lief der Motor die ganze Zeit bis hierher. Ungefähr 160 Touren bei 260 W, stabil, plötzlich bekam ich Hoffnung auf eine leidlose STRONG. Nach der Abfahrt Neznabohy ging es nach Kninice im Gegenwind. Sebastian fährt das von vorne, 280 bis 300 W stehen auf dem Tacho, ich beiße mich ans Hinterrad. Nach 2 Kilometern wird er langsamer ich geh in die Führung, dann nochmal er, dann nochmal ich, dann Kninice, Bergfex lässt reißen.
Was ist jetzt los? Ich lasse mich nicht beirren und fahre weiter bis zum Bergende. Dort Versuche ich, etwas von meinen Powerbars (Marzipan-Nougat-Stangen aus dem Kaufland, 504 kcal pro Riegel a 100g, übelste Sportlernahrung) zu essen, bei jedem Bissen wird mir schlechter. Da kommt schon Sebastian, wir haben noch 50 min bis Adolfov laut Zeitplan, es sieht gut, auch wenn Bergfex am Ende scheint. Auch mir geht es plötzlich auch nicht mehr so gut, mein Puls rast in den Keller, Adolfov werde ich sehr langsam fahren, vielleicht 220 W im Schnitt, ich werde retten was zu retten geht. Ober warte ich 8 Minuten auf Sebastian, kämpfe gegen das Marzipan-Nougat-Zeug und bin froh, dass es noch immer nicht regnet. Am Tesco hatte ich extra noch nach großen Regen-Mülltüten gefragt am Imbissstand, haben wir bekommen, was für ein cooler Imbissstand. Wir waren also optimal vorbereitet auf die Wetterkatastrophe am Ende der STRONG. Doch Petrus schien nachsichtig zu sein. Bergfex lies die Wittichbaude aus, ich setzte mich ab und rollte Kraft meiner Powerbars hoch zum Mückentürmchenparkplatz und lies es ordentlich laufen in der Abfahrt nach Dubí. Der Motor war wieder angesprungen und ich fuhr die Wittigbaude wieder mit 260 W im Schnitt, was mich hochzufrieden stimmte.
Nach der Pause in Moldava an der Tanke war dann nur noch Euphorie. Der höchst anspruchsvolle 218 km lange Abschnitt mit durchschnittlich 30 Hm/km lag hinter mir, Bergfex hatte neu Kraft und wir fuhren im Team den Finale entgegen. Nur noch 16,6 Hm/km, permanentes Rollen so zu sagen. Kurz vor Reichstädt kommt mein Pa, wie genial, mein Fan und Retter. Doch heute brauche ich keine Rettung. Multisaft? Nein Danke, rollte auch so! Bergfex lässt sich die Käsebemme schmecken, die ihm mein Pa auf der Abfahrt durch Reichstädt aus dem Auto reicht. Sebastian bekommt noch eine ordentlich Lampe von Pa geborgt und er verabschiedet uns auf die verbleibenden 33 km. Ich denke an meinen Pa, vielleicht sollte er auch mal Heimat fahren, die LIGHT, das würde ihm bestimmt gefallen. Kurz vor Rabenau fängt es an zu Nieseln, es wird langsam dunkel, aber mehr als dieses leichte Nieseln wird es nicht mehr. Wir verbrachten 2 Stunden vor Schluss einige Zeit mit der Frage, wie wir noch 100 Hm um Freital zusammenbekommen auf möglichst kurzem Weg. 100 Hm, das ist laut HAC der Rückstand, den wir uns auf den bisherigen 360 km eingehandelt haben. Erstmal die Weinbergstraße vernascht, man ist der Berg flach geworden. Dann Leskestraße, dann Burgwartsberg, Serpentinenstraße und das finale Schaulaufen auf der Coschützer. Wir erreichen 22:03 die Kreuzung zur Bernhardstraße,ich drücke zweimal die linke Taste auf meinem HAC, und da ist sie, die heilige 1, heiligste Ziffer meiner HACanzeige, wie lange habe ich auf diese Ziffer gewartet? Ich habe es geschafft, 10000 Hm, pünktlich, ich schlage mit Sebastian ein, unvorstellbar noch vor Wochen, jetzt ist es Realität.
10000 Hm, natürlich ist das nicht ohne eine außergewöhnlich gut Marathon- und Bergform zu machen, aber was gestern fiel wichtiger war und ganz anderes als auf den bisherigen 2 Strang-Finishs (2008: 6330 Hm, 2009: 8060 HM, 2011: 10020 Hm): Ich hatte mit Bergfex einen frischen Begleiter an meiner Seite, der mich ablenkte und die STRONG zum Zuckerbrot machte. Als dann noch mein Pa da war, war an Schmerzen gar nicht mehr zu denken.
Ein außergewöhnlicher Tag!
Hier noch der HAC-Beweis(Aufzeichnung der Anfangs- und Schlusskilometer durch die eingeschaltene BUMM Ixon gestört):
393 km mit einem 23,9er Schnitt auf 10020 Hm, was für ein Tag, werde ich sowas jemals wieder schaffen?